Siegeszug der Gentechnik? - Von wegen!
Der Siegeszug der Gentechnik sei unaufhaltsam jubelt die Gentechnikindustrie. Grund der Freude ist die
Veröffentlichung der weltweiten Anbauzahlen durch die ISAAA (International Service for the Acquisition of
Agri-Biotech Application), einem gentechnikfreundlichen Interessenverband. Für Katerstimmung dürfte
allerdings eine genauere Betrachtung der Zahlen sorgen: In Europa ist der Anbau um 13 Prozent zurückgegangen
und im Rest der Welt konzentrieren sich die Gen-Gewächse auf wenige Länder.
"Die ISAAA ist das Sprachrohr von Gen-Konzernen wie Monsanto oder Bayer - der von
der ISAAA erweckte Eindruck, Gen-Pflanzen würden weltweit boomen, geht an der Realität vorbei", erklärt
Dirk Zimmermann, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "In Deutschland fand auf nur 15 Hektar der
Anbau der umstrittenen Gen-Kartoffel Amflora statt - 2011 sind nur noch zwei Hektar für
Demonstrationszwecke durch die Industrie selbst angemeldet worden. Das zeugt von wenig
durchschlagendem Erfolg."
Gleiches gilt für Europa: 2010 wurde neben Deutschland in Schweden und Tschechien auf gerade einmal 268 Hektar die Gen-Knolle
gepflanzt - für 2011 wird von einem Rückgang auf nur noch etwa 20 Hektar ausgegangen.Für den Gen-Mais MON810, dessen Anbau in
sieben EU-Staaten wegen Risiken für Umwelt und Gesundheit zur Zeit verboten ist, wurde nach einem Rückgang der
Anbauflächen um 12 Prozent in 2009 eine weitere Reduktion um 13 Prozent in 2010 beobachtet. Täuschende
Darstellung"Die ISAAA zählt Deutschland mit seinen 15 Hektar Kartoffeln dennoch zu den 29 Biotech Crop
Countries. Ebenso wird mit weiteren Staaten mit verschwindend kleinen Anbauflächen verfahren - die veröffentlichte Weltkarte
täuscht daher über das wirkliche Ausmaß der Verbreitung von Gen-Pflanzen hinweg", sagt Zimmermann. "An der kompletten
europäischen Anbaufläche haben Gen-Pflanzen einen Anteil von weniger als 0,06 Prozent. Die Popularitätswerte der manipulierten
Pflanzen sinken dabei parallel zu ihrer Verbreitung: 61 Prozent der EU-Bürger stehen ihnen kritisch gegenüber."
Die ISAAA feiert dann auch eher die Entwicklung im Rest der Welt: Auf mittlerweile 148 Millionen Hektar werden Gen-Pflanzen angebaut.
Der Anbau beschränkt sich allerdings auf wenige Länder und wenige Arten: USA, Argentinien, Brasilien, Indien und Kanada dominieren, angebaut
werden vorwiegend Soja, Mais, Raps und Baumwolle. Grundnahrungsmittel wie Getreide oder Reis sind von gentechnischer Manipulation bisher
kaum betroffen - begründet auch in der weltweit steigenden Ablehnung gegenüber Gen-Nahrungsmitteln. Die Waffe gegen den Welthunger?
Stolz ist man bei der ISAAA dennoch auf die steigenden Anbauzahlen in Entwicklungsländern, verbunden mit der Aussicht auf die Ablösung der Industrienationen als Hauptanbauländer bis spätestens 2015. Hier sind zunehmend auch Kleinbauern betroffen. "Mit gentechnisch veränderten
Saaten werden die Kleinbauern in eine starke Abhängigkeit zu den großen Firmen getrieben, die mehr Probleme als Heil schafft", sagt Zimmermann.
"Die Gentechnik kann hinsichtlich Armut und Hunger nicht helfen", so Zimmermann weiter. "Die angebauten Gen-Pflanzen sind
ausschließlich für den Export bestimmte cash crops, die zum großen Teil zum Beispiel bei uns im Tierfutter landen. Der Anbau für
die Ernährung der Bevölkerung wird in der Folge mehr und mehr reduziert und erfordert zunehmend den teuren Zukauf von Lebensmitteln.
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